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August 1, 2025
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Julius Klausner / AFAM (jan 1, 1874 – jan 1, 1950)

Description:

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die Geschichte des Schuhhauses Leiser. Aber es ist nicht die Geschichte eines Mannes, der sich von ganz unten, vom Tellerwäscher zum Millionär hocharbeitete. Es ist, kann man den Quellen vertrauen, die eines ehrgeizigen Einwanderers, der kaum anderes im Sinn hatte als den geschäftlichen Erfolg, und der offensichtlich auch nicht die Mittel der Bestechung scheute, um während der Nazidiktatur das Überleben seines Geschäftes zu sichern. Dennoch nahm die Geschichte einen fabelhaften Anfang.

1889 kam der fünfzehnjährige Julius Klausner aus dem galizischen Tarnow in die Reichenberger Straße, wo sein Onkel Hermann Leiser eine einigermaßen rentable Eierhandlung betrieb. Julius aber hielt sich nicht lange mit Eiern auf, er hatte Größeres im Sinn und überredete den Eierhändler, ihm ein Startkapital von 13000 Mark zur Verfügung zu stellen, um einen sogenannten Schuhgroßhandel aufzuziehen. Ein Lager in der Oranienstraße und Abnehmer, die Julius’ Schuhe auf Provision weiterverkaufen wollten, fanden sich bald. Nur zahlen taten sie am Ende nicht, und innerhalb weniger Monate schien der Neffe des Eierhändlers bankrott zu sein.

Um wenigstens einen Teil des investierten Vermögens zu retten, beschloß Julius, die restlichen Lagerbestände selbst zu verkaufen. Aus den hölzernen Eierkisten des Onkels zimmerte man Verkaufstische, stellte sie im Hinterhof der Oranienstraße 34 auf und verkaufte an einem Ostersamstag, so die Familiensaga, für über 1000 Mark böhmische Bauernschuhe. Julius Klausners Idee vom Schuhgroßhandel war fehlgeschlagen. Doch der Anfang vom Ende war der Grundstein zu Berlins größtem Schuhhaus. Der Großhändler wurde selbst zum Verkäufer.

Das Unglück aber begann gleich am 1. April 1933, dem »Boykott-Tag«. Männer der SA standen vor seinen Geschäften und verwehrten Kunden den Eintritt. Wenig später versammelte sich das gesamte Personal der Leiserzentrale, »Leute, die 10, 20 und 30 Jahre bei uns gewesen waren«, im Hof und brüllte: »Juden raus!« – Angestachelt, so die Tochter Margot Leiser, »von einem viertklassigen Angestellten!«

Julius Klausner nahm das Ausmaß der Bedrohung zuerst nicht wahr. Es überstieg seine Vorstellungskraft, daß einer, der sich alles rechtschaffen verdient hatte, nun alles verlieren sollte. Aber er begann, zumindest Teile seiner Firma zu verkaufen, um sie zu »arisieren«. Doch »das war den Wölfen nicht genug, sie wollten viel mehr. Sie wollten alles«: das komplette Unternehmen mit seinen 23 Filialen in Berlin und seinen 7 Filialen im Ausland.

Es wird vermutet, daß Klausner einen amerikanischen Freund Görings bestach, der ein gutes Wort für ihn einlegte. Doch auch diese Investition Klausners änderte den Lauf der Dinge nicht. Schon wenige Monate später erhielt er Nachricht von seiner bevorstehenden Verhaftung. Die Klausners flohen noch am selben Tag über die Schweiz und Holland nach Buenos Aires.

Zwar erhielt Julius Klausner nach dem Krieg 50% seiner Anteile zurück, doch die andere Hälfte verblieb bei jenem Mann, der 1935 den Großteil des Unternehmens hatte kaufen können. Und am Ende, nach dem Tod Klausners im Jahre 1950, wurden nach und nach alle Anteile des ehemaligen Gründers des Berliner Schuhimperiums doch noch verkauft. Geblieben ist, bis heute, nur der Name.

Loge: "Victoria"

Added to timeline:

Date:

jan 1, 1874
jan 1, 1950
~ 76 years

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