Hexenverbrennungen - Entladung der Spannung (Konfessionskriege, Besitzverteilung und Aberglaube) in der Bevölkerung (1 gen 1450 anni – 1 gen 1750 anni)
Descrizione:
Die Kirchen spielten hierbei eine zwiespältige Rolle. Zwar gab es wirkungsmächtige Hexentheoretiker, die Geistliche waren. Dies trifft insbesondere auf den Autor des berüchtigten Hexenhammers Heinrich Kramer zu, der dem Dominikanerorden angehörte. Allerdings musste Kramer zeitlebens gegen kirchlichen Widerstand kämpfen, etwa in Innsbruck (wo er vom Bischof des Landes verwiesen wurde) oder in Köln (die Kölner Inquisition verurteilte die unethischen und illegalen Praktiken des Hexenhammers, da sie nicht im Einklang mit der katholischen Lehre standen[28]). Ebenso kamen viele der wichtigsten Gegner der Hexenverfolgung (bekannte kirchliche Kritiker waren u. a. Johannes Brenz, Johann Matthäus Meyfart, Anton Praetorius, Friedrich Spee und Johann Weyer) aus der Kirche. Topoi kirchlicher Misogynie wirkten sich insofern verheerend aus, als Frauen als „leichtes Einfallstor“ für den Teufel gesehen wurden und regions- bzw. konfessionsabhängig öfter zu Opfern wurden als Männer. Auf Grundlage der katholischen Vulgata-Übersetzung von Exodus 22,17 „die Zauberer sollst du nicht leben lassen“ kam es in katholischen Gebieten durchschnittlich häufiger zur Verurteilung auch von Männern als in protestantischen Gebieten, in denen man sich auf die Übersetzung der Lutherbibel „Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen“ stützte.
Von päpstlicher Seite wurde der Hexenglaube relativ spät und nur in einer einzigen Bulle vertreten; die Rede ist von Innozenz VIII. und seiner Hexenbulle von 1484, die auf Betreiben von Heinrich Kramer zustande kam.
Unheilvoll wirkten immer wieder Prediger, die die theoretische Dämonologie an die Bevölkerung praktisch vermittelten und so der bereits skizzierten Suche nach Antworten der Massen oftmals Richtung und Schlagkraft verlieh.
Historisch widerlegt ist hingegen die weit verbreitete Vorstellung, „die Inquisition“ sei für die Durchführung der Hexenprozesse verantwortlich gewesen. Faktisch gab es in Ländern, in denen sich die Inquisition durchsetzen konnte, eine viel geringere Anzahl an Hexenprozessen, und auch die Folter war eingeschränkt (z. B. in Spanien, Italien und Irland; in Portugal kam es zu ganzen drei Hinrichtungen von „Hexen“).[29] Die Schattenseite dieser inquisitorischen Zurückhaltung besteht allerdings darin, dass sie bei der Verfolgung von „Ketzern“ und Juden nicht zum Tragen kam.
Michael Hochgeschwender hält insbesondere konfessionelle Gegensätze für die Ursache des Hexenwahns. Er sieht die Verfolgungen, die zu Beginn der Neuzeit in Europa und später auch auf dem Gebiet der heutigen USA stattfanden, als gut vergleichbar an. Hier wie dort seien konfessionelle Konflikte auch genutzt worden, um Familien- und Vermögenskonflikte auszutragen oder Konkurrenten und unliebsame Außenseiter auszuschalten.[26] Hexenverfolgungen seien geradezu typische Folgeerscheinungen konfessioneller Spaltungen. Anders als im konfessionell gespaltenen Mitteleuropa der Nach-Reformationszeit seien sie daher in Südeuropa kaum oder nur in gemäßigter Form aufgetreten.
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An vielen Universitäten wurde die Verfolgung von Hexen in den verschiedenen Fakultäten theoretisch unterfüttert, diskutiert und gefördert; durch die europaweite Vernetzung der Akademiker fanden derartige Ideen weite Verbreitung.
Ähnlich wirkte die um 1450 erfundene Innovation des Buchdrucks. Diese Medienrevolution ermöglichte es erst, die neuesten „Erkenntnisse zum Zauberunwesen“ einem größeren Publikum nahezubringen. Das Privileg der Zensur lag dabei meist auf Seiten der Befürworter von Hexenverfolgungen, so dass sie die Publikationstätigkeit dementsprechend steuern konnten.
Im verhältnismäßig immer noch dichter besiedelten Mitteleuropa verbreiteten sich neue Vorstellungen gegenüber Zauberern schneller als in dünner besiedelten Peripheriegebieten.
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Frauen stellten in Mitteleuropa die Mehrzahl der Opfer (etwa drei Viertel der Opfer in Mitteleuropa) wie auch der Denunzianten von Hexerei und Hexen. In Nordeuropa waren Männer stärker betroffen. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Konfessionszugehörigkeit und Hexenverfolgung liegt nicht vor.[11]
Insgesamt wird geschätzt, dass in Europa im Zuge der Hexenverfolgung drei Millionen Menschen der Prozess gemacht wurde, wobei 40.000 bis 60.000 Betroffene hingerichtet wurden.[12] Der Höhepunkt der Verfolgungswelle in Europa liegt zwischen 1550 und 1650.
Aggiunto al nastro di tempo:
Data:
1 gen 1450 anni
1 gen 1750 anni
~ 300 years